“Neurobiologische Aspekte von ‘Beziehung’: Das System der Spiegelnervenzellen”
Joachim Bauer:
Spiegelzellen sind ein neurobiologisches Resonanzsystem. Eine Spiegelzelle (bzw. ein Spiegelzell-Netzwerk) verhält sich wie die in Ruhe befindliche Saite einer Gitarre, die jedoch plötzlich in Schwingung gerät, wenn eine auf den gleichen Ton gestimmte andere Saite angezupft und zum Klingen gebracht wurde. Spiegelzellen sind Nervenzellen, die im eigenen Körper eine bestimmte Handlung steuern könnten, zugleich aber – auf eine stille, unmerkliche Weise – auch dann in Aktion treten, wenn die von ihnen kodierte Handlung bei einem anderen Menschen beobachtet wird. Spiegelneurone sind Zellen, die im eigenen Körper bei einem bestimmten Gefühl (Freude, Trauer, Schmerz) tätig werden würden, die aber auch dann “klingen”, wenn wir das jeweilige Gefühl bei einem anderen Menschen erleben.
Der Spiegelvorgang unterliegt keiner bewussten Kontrolle, er läuft “präreflexiv” ab, d.h. ohne dass wir gedankliche oder sonstige intellektuelle Willensakte vollführen müssten. Spiegelzellen vermitteln zweierlei: 1. Indem sie in uns in Resonanz gehen, informieren sie uns mit einem in uns ausgelösten Gefühl (mit einer Intuition) über das, was sich im anderen Menschen abspielt; 2. Zusätzlich haben Spiegelzellen aber auch die Tendenz, uns “anzustecken”: Sie können uns mit der Stimmung eines anderen “infizieren” (z.B. mit Lachen, guter Laune oder mit Gähnen).
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=10237
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